Am 12.12.2023 hat die Gemeindevertretung in Stockstadt am Rhein den Haushalt für 2024 beraten und
beschlossen. Überschattet wurden die Beratungen von einer drastischen Erhöhung der Kreis- und Schulumlage.
Über 1.000.000 € betragen die Mehrkosten, nach einem Beschlussvorschlag den Landrat Thomas Will in den
Kreistag einbringen will. Damit setzt sich die chaotische Haushaltsführung des Landreises Groß-Gerau
fort. Auch den verantwortlichen in der Kreisverwaltung müsste bewusst sein, dass die Bekanntgabe dieser
Erhöhung kurz vor dem Ende der Erstellungen der Haushalte und den Beschlussfassungen der Kommunen
im Kreisgebiet viel zu spät und zur Unzeit erfolgte.
Nur dem engagierten Einsatz der Leiterin der Stockstädter Finanzverwaltung ist es zu verdanken, dass in
der Sitzung der Gemeindevertretung über einen Haushalt beraten und beschlossen werden konnte. Bis zum
letzten Tag wurde mit der Kommunalaufsicht ein genehmigungsfähiges Vorgehen gesucht, um die kurzfristig
bekannt gewordene Belastung in den Haushaltsentwurf einzuarbeiten.
Hierfür bedankte sich der CDU-Fraktionsvorsitzende, Dirk Hensel, zum Beginn seiner Haushaltsrede um
anschließend festzustellen, dass die Tugend der Aufstellung gesetzeskonformer Haushalte scheinbar
aus der Mode kommt.
Im Bund wurde gerade ein Haushalt vom Bundesverfassungsbericht als verfassungswidrig eingestuft. „Fachleute
gehen davon aus, dass die Ampelregierung in ihrem nur zweijährigen Bestehen die Kommunen bereits mit über
6,5 Mrd. € pro Jahr belastet hat“, erläutert Dirk Hensel. Dieser Trend wird sich unter dem jetzt neu
entstandenen Sparzwang vermutlich weiter fortsetzen.
Beim Landkreis Groß-Gerau treffen die Mehrbelastungen auf eine Finanzsituation, die schon seit Jahren aus
dem Ruder läuft. So ist dem Landrat und der rot, rot, grünen Kreistagskoalition bisher noch nicht gelungen
einen genehmigungsfähigen Haushalt für das auslaufende Jahr 2023 aufzustellen. So wurde zuerst ein
Haushalt beschlossen, der offenkundig nicht Genehmigungsfähig war. Als dieser dann erwartungsgemäß
von der Kommunalaufsicht abgelehnt wurde, versuchte man die Tilgung von Krediten an die Hessenkasse
auszusetzen. Ein Versuch, der ohne eigene Sparanstrengung von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Es ist
momentan nicht abzusehen, wann der Kreis Groß-Gerau über einen rechtmäßigen Haushalt verfügen wird.
Um eine solche Hängepartie von der Gemeinde abzuwenden, lehnte die CDU-Fraktion gemeinsam mit der Fraktion von
Bündnis 90/Die Grünen den Vorschlag der SPD ab, den eigenen Haushaltsbeschluss bis zu einer endgültigen
Entscheidung auf Kreisebene zu verschieben.
Ohne die Anpassung der Umlagen des Kreises wäre der Stockstädter Haushalt auch 2024 ausgeglichen gewesen. Unter
den geänderten Umständen weist der nun beschlossene Haushalt ein Defizit von 1.054.308. Da dieser Betrag aus der
Rücklage gedeckt werden kann, können zusätzliche Steuern – über die bereits vorgesehene Anhebung der Grundsteuer B
von 600 auf 700 % hinaus – für Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2024 verhindert werden. Sollte sich die zusätzliche
Belastung durch freiwillige Maßnahmen des Kreises oder die bereits angekündigten Klagen der Kreiskommunen
reduzieren, kann das Minus eventuell geringer ausfallen.
Das Jahr 2024 muss genutzt werden, um festzulegen, wie man mit einer jährlichen Mehrbelastung in dieser
Größenordnung umgehen kann. Im Gegensatz zur Stockstädter SPD, die Bürgerinnen und Bürger nicht durch die Abbildung
der jetzt bekannt gewordenen Zahlen „verunsichern“ wollte, sprach sich die CDU-Fraktion für eine offene
Kommunikation gegenüber der Bevölkerung aus. „Das gehört für uns zur Haushalts-Klarheit und Transparenz“,
erläutert Dirk Hensel.
Um die Eingruppierung der Erzieherinnen und Erzieher der Gemeinde von der Vergütungsgruppe 8a auf 8b anzuheben,
wurde die Grundsteuer B von 600 % auf 700 % angepasst. Die Maßnahme wurde aber nötig, da alle Nachbargemeinden
diesen Schritt entweder schon gegangen sind oder ihn angekündigt hatten. Nur so ist es auch zukünftig möglich
Personalengpässe zu reduzieren. Durch eine Verschiebung des Haushaltsbeschlusses, wie von der SPD vorgeschlagen,
hätte sich auch die rechtssichere Umsetzung dieser Maßnahme weiter verzögert. Wenn auch eine rückwirkende Zahlung
hätte erfolgen könnte, so können wir nun den Erzieherinnen und Erziehern früher die Sicherheit geben, dass die
Gehaltsanpassung kommen wird.
Die größten Investitionen im Haushalt fließen in die Kläranlage, den Anbau des Feuerwehrgerätehauses und die
Realisierung des Kreisels am Odenwaldring.